Warum die Schweiz als Knotenpunkt für Cybersicherheit

1989 entstand das World Wide Web am CERN in Genf. Heutzutage finden mehr als 50 % der globalen Internetaktivitäten in der Schweizer Stadt statt. Sie beheimatet eine Vielzahl von Organisationen zur Internetregulierung, wie etwa die Internet Society, die Genfer Internet-Plattform, das Internet Governance Forum, die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, das Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik und die Internationale Fernmeldeunion.

Die Schweiz besitzt eine der herausragendsten Informations- und Telekommunikationsinfrastrukturen weltweit. Zusammen mit schnellen Internetverbindungen und einer zuverlässigen Stromversorgung positioniert sich das Land als Spitzenreiter im Bereich Datenlagerung und IT-Sicherheit.

Die Hewlett Foundation, die Ford Foundation, Mastercard und Microsoft haben sich für Genf entschieden, um das CyberPeace Institute ins Leben zu rufen, eine eigenständige NGO, die sich der Bekämpfung der steigenden Folgen bedeutender Cyberattacken auf internationaler Ebene verschrieben hat. Ebenso ist Genf führend bei der Schweizer Digitalen Initiative (SDI), einem langfristigen Prozess, der die Erarbeitung und Einführung von Leitlinien für die Implementierung ethischer Standards im digitalen Bereich zum Ziel hat. Unterstützt durch die EPFL hat die SDI 2022 das Gütesiegel „Digital Trust“ ins Leben gerufen, um das Vertrauen in digitale Applikationen zu stärken. Dieses Gütesiegel ist weltweit einzigartig.

Das von der Schweizer Regierung etablierte Bundeszentrum für Cybersicherheitskompetenz (NCSC) agiert als nationale Anlaufstelle für sämtliche Belange im Bereich der Cybersicherheit. Dies verdeutlicht den Willen der Schweiz, sowohl die Bevölkerung als auch die Wirtschaft gegen Cybergefahren zu schützen und gleichzeitig die Sicherheit der eigenen Systeme zu erhöhen.

Die Expertise der Schweiz ist geprägt durch herausragende Leistungen in den Bereichen Ingenieurwesen, Verschlüsselung und Algorithmen. Die EPFL und ETHZ bilden in ihrem Masterprogramm Cybersecurity-Experten aus. Die Universität Fribourg, die Fachhochschule für Technik und Architektur Fribourg sowie die Fachhochschule für Betriebswirtschaft und Ingenieurwesen Waadt bieten ebenfalls Studiengänge in Cybersicherheit an. Die Universität Lausanne beherbergt die Schweizerische Beratungs- und Forschungsgruppe für Cybersicherheit. Aktiv im Bereich ist auch die Berner Fachhochschule mit ihrem Forschungsinstitut für Sicherheit in der Informationsgesellschaft. Das Idiap Forschungsinstitut hat sich durch das Schweizer Zentrum für biometrische Forschung und Prüfung international profiliert. Als einziger europäischer Partner wurde Idiap für das exklusive Abacus-Forschungsprojekt von Google auserwählt. Ebenso hat die IARPA, die US-amerikanische Geheimdienstabteilung, in Zusammenarbeit mit Idiap an Spoofing-Angriffen geforscht.

Aufgrund ihrer politischen Neutralität und ihres Status als Technologiezentrum eignet sich die Schweiz hervorragend, um das Vertrauen in die digitale Welt zu stärken. Das Zentrum für digitales Vertrauen verbindet die fundierten Kenntnisse der EPFL in Bereichen wie Cybersicherheit, Schutz vertraulicher Daten, Blockchain- und Smart-Contract-Technologien mit den innovativen Fertigkeiten von Institutionen wie dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes und dem Universitätsspital Lausanne, sowie Unternehmen wie ELCA, SICPA, Swisscom und Swissquote. Um digitale Verbrechen zu bekämpfen und einen sichereren globalen Cyberspace zu gewährleisten, hat das Weltwirtschaftsforum ein Zentrum für Cybersicherheit ins Leben gerufen, das darauf abzielt, den internationalen Austausch und die Zusammenarbeit im Bereich der Cybersicherheit zu intensivieren.

Die Schweiz belegt in Rankings renommierter Einrichtungen wie INSEAD und IMD kontinuierlich den ersten Platz, wenn es um die Anziehung, Entwicklung und Bindung von herausragenden Talenten geht. Diese Talentdichte veranlasste Technologieriesen wie Hewlett-Packard Enterprise, Google, Logitech, IBM, Cisco und Kudelski, die Schweiz als Zentrum für ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auszuwählen. Darüber hinaus fertigen Schweizer Unternehmen wie Securosys „Swiss Made“-Produkte und -Verfahren, die höchste Qualität und durchgehende Sicherheit gewährleisten, um den Bedarf an sicherer Hardwareproduktion zu decken. Die Schweizer Verschlüsselungstechnik für Mobilgeräte ist aufgrund kleinerer Unternehmen, die vorwiegend aus der EPFL hervorgegangen sind, besonders zukunftsweisend.

Die Innovationslandschaft der Westschweiz begünstigt die Entstehung von Cybersicherheitsunternehmen in frühen Entwicklungsphasen. Y-Parc, Technopôle, Fongit, MassChallenge und FriUp stellen beispielsweise Seeding-, Inkubations- und Beschleunigungsinitiativen bereit, um die Expansion von Cybersicherheits-Start-ups voranzutreiben. Der in Genf beheimatete Rising Star Accelerator erkennt und selektiert bahnbrechende Cybersicherheits-Start-ups in der Seeding-Phase und sogar davor. Im Jahr 2020 vereinten die Kantone Vaud und Genf ihre Kräfte, um das „Trust Valley“ ins Leben zu rufen, ein Exzellenzzentrum für digitale Vertrauensbildung und Cybersicherheit, das darauf abzielt, ein unverwechselbares Ökosystem zu etablieren und zukunftsweisende Projekte zu unterstützen.

Die Westschweiz zeichnet sich durch einen hochentwickelten lokalen Markt mit renommierten Unternehmen wie Cisco, ID Quantique, Kudelski Security und ProtonMail aus. Jahr für Jahr siedeln sich neue Firmen in der Region an, angezogen durch den umfangreichen Talentpool und die erstklassigen Geschäftsmöglichkeiten. Eines der neuesten Start-ups, Agora Care (GE), ist das erste Unternehmen im Bereich der digitalen Gesundheit, das eine patientenorientierte Plattform zur Aufbewahrung und Kommunikation medizinischer Bilder entwickelt. Diese Plattform ermöglicht den Austausch von Bilddaten mit medizinischen Fachkräften und Gesundheitsdienstleistern jederzeit und von jedem Ort aus.

Die Schweiz ist Gastgeber einer stetig wachsenden Anzahl von Events und Konferenzen im Bereich der Cybersicherheit, einschließlich der Swiss Cybersecurity Days, der Insomni’Hack Sicherheitskonferenz, der Free & Safe in Cyberspace Konferenz, der Zero-Day Konferenz und der Swiss Cyber Storm Tagung.